Hier möchten wir Ihnen einige häufig gestellte Fragen gerne beantworten. Wenn Sie noch weitere Fragen haben sollten, freuen wir uns über Ihren Anruf.
Nein!
Es ist egal, ob man verheiratet, ledig, befreundet oder eine eingetragene Lebensgemeinschaft ist.
Eigene erzieherische Erfahrungen sind von Vorteil, aber nicht notwendig!
In Absprache mit dem unterbringenden Jugendamt und Erziehungsberechtigten des Kindes ist eine Berufstätigkeit der Haupt-Pflegeperson bis zu 20 Stunden in der Woche möglich. Voraussetzung hierfür ist, dass das Kind gut und sicher in Kita oder Schule eingebunden ist.
Pflegeeltern sind Privatpersonen und nicht angestellt, sie bekommen kein Gehalt. Sie erhalten für das Kind ein nach Alter gestaffeltes Pflegegeld (materielle Aufwendungen) und für ihre erzieherische Arbeit einen Erziehungsbeitrag. Dieser Betrag ist steuerfrei!
Ebenfalls gibt es noch einen Beitrag für die private Altersvorsorge. In der Regel zahlen die Kostenträger (Jugendamt, Landschaftsverband) nach den Vorgaben der Landschaftsverbände. Zuständig für uns ist der LVR. Hier finden Sie weitere Informationen
Bei Aufnahme Ihres Kindes wird es in bestehende Versicherungen ihres Haushaltes in der Regel unproblematisch aufgenommen. Eine Haftpflichtversicherung muss von Ihnen abgeschlossen werden. Zusätzlich besteht eine Haftpflichtversicherung für das Kind über unseren Träger.
Die Krankenversicherung eines Pflegekindes wird unterschiedlich gehandhabt. Entweder ist es noch über seine Herkunftsfamilie versichert, oder es wird in Ihrer Familienversicherung aufgenommen; manchmal besteht ein Versicherungsschutz über das Jugendamt.
Ihr Pflegekind hat bereits Vater und Mutter, bevor es zu Ihnen kommt. Die Gründe, warum es nicht mehr bei diesen Leben kann sind vielfältig. Manchmal gibt es Besuchskontakte, die bei Bedarf durch uns begleitet werden, manchmal gibt es keinen Kontakt.
Aber wichtig ist: „Du kannst die Kinder aus den Familien, aber nicht die Familien aus den Kindern holen!“ Die Kinder werden Ihre Wurzeln behalten und für ein gesundes erwachsen werden ist es wichtig, dass Sie dies respektvoll und wertschätzend annehmen können.
Das Sorgerecht oder Teile davon liegen bei den leiblichen Eltern oder einem vom Gericht bestellten Vormund. Bei der Aufnahme des Kindes wird besprochen, welche Vollmachten Sie benötigen um das Leben mit Ihrem Pflegekind als „jeden Tag Eltern“ gut gestalten zu können und sie die Aufgaben des täglichen Lebens gut entscheiden können.
Dies ist sogar gewünscht und gewollt; Sie sollen als Familie weiterhin nach ihren Bedürfnissen reisen können. All dies wird vor Aufnahme des Kindes mit Erziehungsberechtigten und Jugendamt besprochen.
Unsere Pflegefamilien leben in Essen und umliegenden Kommunen.
Niemand ist allein!
Wir begleiten Sie vom ersten Informationsgespräch bis zur Aufnahme des Kindes individuell und an Ihren Bedürfnissen orientiert. Wir sind zeitnah telefonisch für Sie erreichbar und bei Bedarf auch „vor Ort“ um Sie in krisenhaften Momenten zu entlasten.
Aufwachsen in einer Pflegefamilie
Erfahrungsbericht Laura M. |
Als erstes muss ich gestehen, dass ich fast keine Erinnerungen an die ersten Monate in meiner Pflegefamilie habe. Das meiste Wissen, welches ich über die Zeit habe, erhielt ich durch Erzählungen meiner Pflegeeltern. Nochmal vorab, ich war grade 3 Jahre jung, als ich mit meinen zwei anderen Geschwistern zu meiner Pflegefamilie gekommen bin. Da ich, wie eben schon erwähnt, fast keine Erinnerungen an die ersten Monate in meiner Pflegefamilie habe, erzähle ich jetzt einfach das, was bei mir hängen geblieben ist.
Als ich klein war, war es für mich das normalste der Welt in einer Pflegefamilie zu wohnen. Ich kannte es nicht anders. Ein Grund dafür könnte sein, dass ich an die Zeit, bevor ich zu meiner Pflegefamilie kam, gar keine Erinnerungen mehr besitze. Meine Pflegefamilie war zu dem Zeitpunkt und ist es bis heute, meine Familie.
Meine Pflegeeltern sind mit dem Thema aber stets offen umgegangen und ich und meine zwei Geschwister wussten im Unterbewusstsein, dass es noch jemand anderen gibt. Wir hatten dann früh nach dem Übergang in unsere Pflegefamilie wieder Kontakt zu unseren leiblichen Eltern und Geschwistern. Als ich dann älter war, wurde ich oft gefragt, wie es ist zwei Elternpaare zu haben. Darauf konnte ich dann meist keine klare Antwort geben, da ich es selber kaum definieren konnte und ich es persönlich schlichtweg als normal empfunden habe. Ich selber habe aber natürlich schon früh gemerkt, dass das alles andere als „normal“ war. Ich fand es immer aufregend, an einem Wochenende im Monat zu unseren Eltern und Geschwistern zu fahren um sie zu besuchen und um Zeit mit ihnen zu verbringen. Welchem Kind gefällt es nicht, zwei Mal hintereinander Weihnachten zu feiern und zwei Bescherungen zu haben.
Im Nachhinein finde ich es gut, dass ich und meine zwei Geschwister schon früh wieder Kontakt zu unseren leiblichen Eltern und Geschwistern hatten, denn auf diese Weise konnten wir überhaupt einen Kontakt und eine Bindung zu ihnen aufbauen. Mit anderen Worten: Hätten wir sie erst später kennengelernt, wären es für mich Fremde gewesen und es hätte wahrscheinlich lange gedauert, diese Befremdung zueinander zu überwinden. Anfangs war es natürlich nicht immer leicht gewesen unsere leiblichen Eltern und Geschwister zu besuchen, da es einfach für mich früher zwei komplett andere Welten waren. Ich weiß, dass das etwas drastisch beschrieben ist, so habe ich es damals aber empfunden. Denn in der Pflegefamilie und dann, wenn ich zu Besuch bei meinen leiblichen Eltern war, gab es einfach Unterschiede, die nicht positiv oder negativ waren, sondern einfach anders. Doch mit der Zeit gewöhnte ich mich an die Besuche und habe jetzt ein ganz gutes Verhältnis zu meinen leiblichen Geschwistern und Eltern, worüber ich sehr froh bin. Es war natürlich auch nicht immer leicht in einer Pflegefamilie zu wohnen. Als ich älter wurde, habe ich bei meinen Freunden gesehen, wie es ist, eine ganz normale Familie mit zwei leiblichen Elternteilen zu haben. Natürlich habe ich mich auch schon gefragt, wie es gewesen wäre, wenn ich bei meinen leiblichen Eltern geblieben und bei ihnen aufgewachsen wäre. Ob ich eine ganz andere Person wäre, als ich es jetzt bin? Ich denke, dass jeder Teenager sich in solch einer Situation einmal solche Gedanken macht, was ich persönlich gar nicht schlimm finde. Denn so erkennt man erst, wie ich finde, was man alles durch die Pflegefamilie dazugewonnen hat.
Worüber ich auch froh bin, sind die neugewonnenen Geschwister, die ich durch meine Pflegefamilie erhalten habe (die leiblichen Kinder meiner Pflegeeltern). Mit ihnen habe ich auch ein super Verhältnis und wir verstehen uns sehr gut.
Die Erziehungsstelleberater/innen
Durch die Erziehungsstelleberaterin sind ich und meine zwei Geschwister erst zu unserer Pflegefamilie gekommen. Diese spielte ab da an trotzdem immer noch eine große Rolle in unserem Leben in unserer Pflegefamilie. Eine Mitarbeiterin, die uns seit dem Einzug in die Pflegefamilie kannte, war dann in unserer neuen Pflegefamilie für mich und meine Geschwister zuständig und kam uns alle 1-2 Monate besuchen. Über die Jahre hinweg lernte sie mich, meine Geschwister und meine Pflegeeltern näher kennen und wurde eine vertrauensvolle Ansprechpartnerin bei Problemen oder Schwierigkeiten.
Die Erziehungsstellentage die 2-3 im Jahr stattfanden, wo sich alle Pflegeeltern von Pflegekindern des Trägers zusammensetzten und wir Kinder immer sehr schöne Ausflüge in den Zoo oder in die Kletterhalle unternommen haben, haben mir immer sehr gut gefallen und bleiben eine schöne Erinnerung. Doch ich empfand nicht nur die Ausflüge als schön, sondern auch, dass ich mit anderen Kindern die auch in Pflegefamilie leben in Kontakt treten konnte. Daher bekam ich das Gefühl und ich verstand, dass ich nicht das einzige Kind bin, welches etwas anders aufwächst als die anderen Kinder in meinem Umfeld. Auch die Ferienfreizeit in den Herbstferien sind immer etwas Schönes, wo auch nochmal fast alle Kinder der Erziehungsstelle zusammenkommen, sowie auch einige Mitarbeiter und man sich nochmal besser kennenlernt und nette Bekanntschaften schließt. Anhand der Erziehungsstellentage und den Ferienfreizeiten entstand nochmal ein ganz anderes Verhältnis zu den Erziehungsstellenberater/innen, welche einem immer offen und freundlich gegenüber treten.
Für die Unterstützung und die tollen Erlebnisse seitens der Erziehungsstelle bin ich sehr glücklich und dankbar.
(Laura) |
Aufwachsen in einer Pflegefamilie
Erfahrungsbericht Lola M. |
Nicht erzogen werden von den leiblichen Eltern, aufwachsen in einer „fremden“ Familie hört sich erst mal sehrbefremdlich und für manche unvorstellbar, vielleicht sogar schlimm, an.Mein Lebenslauf als Kind ist ein ungewöhnlicher, von der Normalität abweichend aber ehrlich gesagt, ist oder wardies alles andere als wirklich schlimm. Die Bestimmung meiner Kindheit schlug den, für viele unvorstellbaren Weg ein,in einer Pflegefamilie groß zu werden. Ja, es ist ein Weg, der nicht immer leicht ist für ein aufwachsendes Kind,aber niemals habe ich gedacht, dass es nicht gut für mich war, in meiner Pflegefamilie erwachsen zu werden.
Siebzehn Tage nach dem 3.Geburtstag meiner beiden Drillingsgeschwister und mir, am 16. November 2004, kam ich zumeiner heutigen Pflegefamilie. An einen Ort, der mein ganzes Leben und persönliches Ich bestimmt und geprägt hat. Ichmuss ehrlich sein, ich kann mich leider nicht an den Tag des Einzuges erinnern. Bedenkt, ich war gerade drei geworden.Aber einzelne Augenblicke in den drei Jahren, bis zu meinem 6. Geburtstag, sind in meinem Gedächtnis geblieben. Abdiesem Zeitpunkt habe ich kaum Erinnerungslücken mehr.
Ich möchte euch jetzt nicht die Geschichte meiner Kindheit im Einzelnen darlegen, Persönliches bleibt persönlich. Aberich kann mit Euch einen Blick auf die Seite der Erfahrungen werfen, die ich explizit dadurch gesammelt habe und machenmusste, Ich bin nicht in der Lage Vergleiche zu dem Aufwachsen mit leiblichen Eltern zu ziehen, da ich nur zwei Jahre beimeinen Eltern gewohnt habe und ich mich an diese Zeit nicht mehr erinnern kann. Aber eins kann ich euch mit Sicherheitsagen: Ja, Leben in einer Pflegefamilie ist anders, aber ebenfalls ja, es ist das Beste was mir passieren konnte. Meine Pflegeeltern haben mich und meine beiden Drillingsgeschwister erzogen und unbeschwert aufwachsen lassen, zu einer Zeit, zu der es meinen Eltern nicht möglich war, das Gleiche zu tun, ohne ihnen jegliche Vorwürfe zu machen!
Es gab immer mal wieder Schwierigkeiten und natürliche auch Probleme. Meine Geschwister und ich haben es unserenPflegeeltern sicherlich nicht immer leichtgemacht. Und trotzdem habe ich die beste Kindheit erfahren, die ich hätte habenkönnen, die ich als Kind in diesem Augenblick gebraucht habe und ohne die ich nicht zu der Person geworden wäre, dieich heute bin. Meine Pflegeeltern haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sie nicht meine leiblichen Eltern sind,was ich immer als positiv empfunden habe. Zudem durfte ich meine leiblichen Eltern und auch meine anderen Geschwister ziemlich früh nach dem Einzug in mein jetziges zu Hause, wiedersehen. Ich glaube, ich habe von Anfang an beide Elternpaare „Mama“ und „Papa“ genannt, was sich für mich immer richtig angefühlt hat. Die meisten Erfahrungen habe ich in dem Alter von acht bis fünfzehn Jahren gesammelt, denn um ehrlich zu sein, hatte ich natürlich immer mal wieder daran gedacht, warum ich? Warum muss ich in einer Pflegefamilie aufwachsen und nicht in einer ganz normalen Familie, wie meine Freunde zu Beispiel.
Zusätzlich hatte ich auch in manchen Augenblicken Zugehörigkeitsprobleme: ist das eine Elternpaar mehr meine Eltern als das andere und warum? Kann man überhaupt zwei Familien gleichzeitig haben? Solche Fragen kreisten immer mal wieder in meinen Gedanken und bereiteten mir selbst einige Tiefpunkte. Rückblickend kann ich sagen, dass ich glaube, dass solche Fragen niemals wirklich beantwortet werden können, von niemanden! Du beginnst sie zu verstehen, warum du dir solche Fragen stellst oder gestellt hast. Ich glaube vieles hat damit zu tun, deine Kindheit aufzuarbeiten, denn jeder, der in einer Pflegefamilie aufwächst, hat / hatte einen Grund dazu. Den Schritt der Aufarbeitung kannst nur du selbst tun, ein wichtiges Rückgrat ist hier die Pflegefamilie, die in der Lage ist, dir den nötigen Raum zugeben, die dir das passende Umfeld bieten kann, im passenden Augenblick. Ich kann mir heute nicht vorstellen in einer anderen Familie groß geworden zu sein. Diese Familie brachte mir all das bei, was ich heute kann und mich als Persönlichkeit auszeichnet. Das Aufwachsen in meiner Pflegefamilie hat mir als einzig passende Möglichkeit damals den Raum gegeben, ich zu werden, wofür ich unbeschreiblich dankbar bin.
(Lola M. 18 Jahre) |