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Erfahrungsbericht Laura M.
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Als erstes muss ich gestehen, dass ich fast keine Erinnerungen an die ersten Monate in meiner Pflegefamilie habe. Das meiste Wissen, welches ich über die Zeit habe, erhielt ich durch Erzählungen meiner Pflegeeltern. Nochmal vorab, ich war grade 3 Jahre jung, als ich mit meinen zwei anderen Geschwistern zu meiner Pflegefamilie gekommen bin. Da ich, wie eben schon erwähnt, fast keine Erinnerungen an die ersten Monate in meiner Pflegefamilie habe, erzähle ich jetzt einfach das, was bei mir hängen geblieben ist.
Als ich klein war, war es für mich das normalste der Welt in einer Pflegefamilie zu wohnen. Ich kannte es nicht anders. Ein Grund dafür könnte sein, dass ich an die Zeit, bevor ich zu meiner Pflegefamilie kam, gar keine Erinnerungen mehr besitze. Meine Pflegefamilie war zu dem Zeitpunkt und ist es bis heute, meine Familie.
Meine Pflegeeltern sind mit dem Thema aber stets offen umgegangen und ich und meine zwei Geschwister wussten im Unterbewusstsein, dass es noch jemand anderen gibt. Wir hatten dann früh nach dem Übergang in unsere Pflegefamilie wieder Kontakt zu unseren leiblichen Eltern und Geschwistern. Als ich dann älter war, wurde ich oft gefragt, wie es ist zwei Elternpaare zu haben. Darauf konnte ich dann meist keine klare Antwort geben, da ich es selber kaum definieren konnte und ich es persönlich schlichtweg als normal empfunden habe. Ich selber habe aber natürlich schon früh gemerkt, dass das alles andere als „normal“ war. Ich fand es immer aufregend, an einem Wochenende im Monat zu unseren Eltern und Geschwistern zu fahren um sie zu besuchen und um Zeit mit ihnen zu verbringen. Welchem Kind gefällt es nicht, zwei Mal hintereinander Weihnachten zu feiern und zwei Bescherungen zu haben.
Im Nachhinein finde ich es gut, dass ich und meine zwei Geschwister schon früh wieder Kontakt zu unseren leiblichen Eltern und Geschwistern hatten, denn auf diese Weise konnten wir überhaupt einen Kontakt und eine Bindung zu ihnen aufbauen. Mit anderen Worten: Hätten wir sie erst später kennengelernt, wären es für mich Fremde gewesen und es hätte wahrscheinlich lange gedauert, diese Befremdung zueinander zu überwinden. Anfangs war es natürlich nicht immer leicht gewesen unsere leiblichen Eltern und Geschwister zu besuchen, da es einfach für mich früher zwei komplett andere Welten waren. Ich weiß, dass das etwas drastisch beschrieben ist, so habe ich es damals aber empfunden. Denn in der Pflegefamilie und dann, wenn ich zu Besuch bei meinen leiblichen Eltern war, gab es einfach Unterschiede, die nicht positiv oder negativ waren, sondern einfach anders. Doch mit der Zeit gewöhnte ich mich an die Besuche und habe jetzt ein ganz gutes Verhältnis zu meinen leiblichen Geschwistern und Eltern, worüber ich sehr froh bin. Es war natürlich auch nicht immer leicht in einer Pflegefamilie zu wohnen. Als ich älter wurde, habe ich bei meinen Freunden gesehen, wie es ist, eine ganz normale Familie mit zwei leiblichen Elternteilen zu haben. Natürlich habe ich mich auch schon gefragt, wie es gewesen wäre, wenn ich bei meinen leiblichen Eltern geblieben und bei ihnen aufgewachsen wäre. Ob ich eine ganz andere Person wäre, als ich es jetzt bin? Ich denke, dass jeder Teenager sich in solch einer Situation einmal solche Gedanken macht, was ich persönlich gar nicht schlimm finde. Denn so erkennt man erst, wie ich finde, was man alles durch die Pflegefamilie dazugewonnen hat.
Worüber ich auch froh bin, sind die neugewonnenen Geschwister, die ich durch meine Pflegefamilie erhalten habe (die leiblichen Kinder meiner Pflegeeltern). Mit ihnen habe ich auch ein super Verhältnis und wir verstehen uns sehr gut.
Die Erziehungsstelleberater/innen
Durch die Erziehungsstelleberaterin sind ich und meine zwei Geschwister erst zu unserer Pflegefamilie gekommen. Diese spielte ab da an trotzdem immer noch eine große Rolle in unserem Leben in unserer Pflegefamilie. Eine Mitarbeiterin, die uns seit dem Einzug in die Pflegefamilie kannte, war dann in unserer neuen Pflegefamilie für mich und meine Geschwister zuständig und kam uns alle 1-2 Monate besuchen. Über die Jahre hinweg lernte sie mich, meine Geschwister und meine Pflegeeltern näher kennen und wurde eine vertrauensvolle Ansprechpartnerin bei Problemen oder Schwierigkeiten.
Die Erziehungsstellentage die 2-3 im Jahr stattfanden, wo sich alle Pflegeeltern von Pflegekindern des Trägers zusammensetzten und wir Kinder immer sehr schöne Ausflüge in den Zoo oder in die Kletterhalle unternommen haben, haben mir immer sehr gut gefallen und bleiben eine schöne Erinnerung. Doch ich empfand nicht nur die Ausflüge als schön, sondern auch, dass ich mit anderen Kindern die auch in Pflegefamilie leben in Kontakt treten konnte. Daher bekam ich das Gefühl und ich verstand, dass ich nicht das einzige Kind bin, welches etwas anders aufwächst als die anderen Kinder in meinem Umfeld. Auch die Ferienfreizeit in den Herbstferien sind immer etwas Schönes, wo auch nochmal fast alle Kinder der Erziehungsstelle zusammenkommen, sowie auch einige Mitarbeiter und man sich nochmal besser kennenlernt und nette Bekanntschaften schließt. Anhand der Erziehungsstellentage und den Ferienfreizeiten entstand nochmal ein ganz anderes Verhältnis zu den Erziehungsstellenberater/innen, welche einem immer offen und freundlich gegenüber treten.
Für die Unterstützung und die tollen Erlebnisse seitens der Erziehungsstelle bin ich sehr glücklich und dankbar.
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(Laura)
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